Dach-Moschusschildkröte, Sternotherus carinatus, ein Schlüpfling – © Hans-Jürgen Bidmon

Atkinson - 2013 - 01

Atkinson, C. L. (2013): Razor-backed musk turtle (Sternotherus carinatus) diet across a gradient of invasion. – Herpetological Conservation and Biology 8(3): 561-570.

Die Nahrung der Dachmoschusschildkröte (Sternotherus carinatus) entlang eines Invasionsgradienten.

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Dach-Moschusschildkröte, Sternotherus carinatus, – © Hans-Jürgen Bidmon
Dach-Moschusschildkröte,
Sternotherus carinatus,
© Hans-Jürgen Bidmon

Die Nahrung von Wasserschildkröten geht oft einher mit den hauptsächlich in ihrer Umwelt verfügbaren Ressourcen. Demnach ist es logisch, dass am Boden nach Futter suchende Schildkröten typischerweise die benthische Makroinvertebratenfauna nutzen (z.B. Insekten und Muscheln). Allerdings hat sich die Zusammensetzung der benthischen Systeme verändert, da in viele Süßwasserökosysteme nicht-heimische invasive Arten eingewandert sind, wozu auch die asiatische Muschel, Corbicula fluminea zählt. Ich untersuchte hier die Nahrung von Sternotherus carinatus, der Dachmoschusschildkröte im südöstlichen Oklahoma in drei Zonen mit unterschiedlicher Vorkommenshäufigkeit von Corbicula: Keine Corbicula-Muscheln, mittlere Dichte an Corbicula-Muscheln und hohe Dichte an Corbicula-Muscheln. Ich stellte die Hypothese auf, dass die Menge an Corbicula-Muscheln im Nahrungsanteil mit zunehmender Vorkommenshäufigkeit der Muscheln im jeweiligen Flussabschnitt (Zone) ansteigt. Die Schildkröten wurden bei Tauchgängen im Little- und Fork-Fluss gefangen und über Nacht gehalten, um Kotproben zu sammeln. Die Nahrung war grundsätzlich vergleichbar zu der, die in früheren Studien für S. carinatus beschrieben worden war, mit der Ausnahme, dass Corbicula ein neuer Nahrungsbestandteil war, der den Hauptteil der Nahrung dort ausmachte, wo die Muscheln am häufigsten vorkamen. Ein relativer Wichtigkeitsindex (IRI) zeigte, dass Corbicula den wichtigsten Beutebestandteil ausmachte in den Regionen in denen die Muscheln häufig waren, während sie völlig in der Nahrung fehlten, wo sie nicht vorkamen und dort wo sie in mittlerer Dichte vorkamen machten, sie auch nur einen mittelmäßigen Anteil der Nahrung aus. Die Auswertung anhand nicht-metrischer dimensionaler Skalierungsordination zeigte, dass die Nahrung der Schildkröten in Regionen ohne Corbicula Muschelvorkommen wesentlich abwechslungsreicher war und zu hohen Anteilen aus verschiedenen Insekten, Krebsen, Schnecken, Muscheln und Sämereien bestand. Meine Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Nahrung von S. carinatus stärker molluscivor geworden ist und dass die Nahrungsdiversität durch das Vorkommen von Corbicula-Muscheln abgenommen hat.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Studie mit klaren, wenn auch zu erwartenden Befunden. Allerdings würde sich hier auch die Chance bieten, für alle, die sich für die evolutiven Anpassungen des Schildkrötenfressapparats interessieren (Natchev et al. 2011), mal an einem praktischen nachvollziehbaren Beispiel zu untersuchen, zu welchen Anpassungen diese Co-Evolution mit einer neuen Nahrungsquelle bei den Schildkröten langfristig führt. Etwas das sich dann wirklich interpretationsmäßig besser darstellen ließe als die retrospektiven fraglichen Interpretationen lange zurückliegender Anpassungsphänomene.

Literatur

Natchev, N., E. Heiss, K. Singer, S. Kummer, D. Salaberger & J. Weisgram (2011): Structure and function of the feeding apparatus in the common musk turtle Sternotherus odoratus (Chelonia, Kinosternidae). – Contributions to Zoology 80: 143-156 oder Abstract-Archiv.

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