Argentinische Schlangenhalsschildkröte, Hydromedusa tectifera, – © Carolina Silveira Mascarenhas

Chaviel - 2022 - 01

Chaviel, B. M., C. S. Mascarenhas, F. Correa, E. C. Silveira, M. A. A. Coimbra & G. Müller (2022): Diet of Acanthochelys spixii and Hydromedusa tectifera (Chelidae) in the southern Brazil. – Caldasia 44(1): 178-183.

Die Nahrung von Acantochelys spixii und Hydromedusa tectifera (Chelidae) im Süden Brasiliens.

DOI: 10.15446/caldasia.v44n1.87376 ➚

Stachelhals-Sumpfschildkröte, Acanthochelys spixii, – © Thomas Vinke
Stachelhals-Sumpfschildkröte,
Acanthochelys spixii,
© Carolina Silveira Mascarenhas

Daten über die Ernährung der südbrasilianischen Süßwasserschildkrötenpopulationen von Acanthochelys spixii und Hydromedusa tectifera sind kaum bekannt. In diesen Kontext untersuchten wir die Mageninhalte von 21 A. spixii und 20 H. tectifera Individuen aus vier Gemeinden innerhalb des Bundestaats Rio Grande do Sul, Brasilien. Die Nahrungsbestandteile wurden bis zur genauest möglichen taxonomischen Einheit identifiziert und quantifiziert und in 70% Alkohol konserviert. Die Häufigkeit des Vorkommens (F %) und der Volumenanteil (V %) der einzelnen Nahrungskomponenten wurde erfasst und zusätzlich wurde ein Index für die Wichtigkeit der einzelnen Komponenten (IAi %) ermittelt. Die Spanne der trophischen Nische und auch die Ernährungsstrategie wurden für beide Spezies analysiert. Die Nahrungsbestandteile von A. spixii und H. tectifera wurden mittels eines Mann-Whitney-Test (P < 0.05) verglichen. Beide Arten erwiesen sich als Nahrungsgeneralisten die beide hauptsächlich Insekten verzehrten wie Hemiptera (Schnabelkerfe), Odonata (Libellen), Coleoptera (Käfer) und Diptera Zweiflügler. Bezüglich der Volumenanteile der gefressenen Nahrungsbestandteile gab es für beide Spezies keine signifikanten Unterschiede (Mann-Whitney-Test, z = -0,387, P = 0,69). Die Spanne der trophischen Nischen ergaben für beide Spezies niedrige Werte 0,41 für A. spixii und 0,39 für H. tectifera was vermuten lässt, dass sie eine sehr begrenzte Nahrungsauswahl nutzen, wobei wir aber darauf verweisen möchten, dass das nicht mit einer trophischen Spezialisierung einhergehen muss, da sich die Verfügbarkeit bestimmter Nahrungsbestandteile sowohl saisonal wie auch räumlich verändern kann. Diese Studie liefert einen Beitrag zur Ernährung für diese Arten in dieser Region und beschreiben Daten die in den Erhaltungsprogrammen für diese Spezies in ihren Habitaten genutzt werden können.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die Arbeit enthält auch tabellarisch gelistete Daten über andere Nahrungsbestandteile. Allerdings wird hier zumindest sehr deutlich, dass die karnivore Ernährung im Vordergrund steht. Was aber bei solchen Nahrungsanalysen immer noch etwas fehlt ist die Beurteilung der in dieser Nahrung enthaltenen Inhaltsstoffe, denn manchmal fragt man sich schon wie bei solchen Ernährungsweisen die essentiellen Bestandsteile abgedeckt werden und inwieweit der Darminhalt bzw. die Ernährungsweise der Beutetiere diesbzgl. eine entscheidende Rolle zukommt. Denn hier wäre auch in Bezug auf die Haltung solcher Schildkrötenarten ein besonderes Augenmerk zu legen. Als ein Beispiel fällt mir dazu ein, dass mir jemand schilderte, dass bei einem weiblichen Exemplar einer sich rein karnovor ernährenden Schildkrötenart bei Terrarienhaltung sich erste Krankheitssymptome dadurch zeigten, dass das Tier anfing zu erblinden ohne erstmal weiter Symptome zu zeigen und diesbezgl. wäre es dann schon interessant zu wissen ob hier Taurinmangel eine Rolle spielen könnte und welche Futtertiere oder nicht tierische Nahrungsbestandteile der Futtertiere diesen ausgleichen könnten. Siehe dazu auch Bidmon (2010).

Literatur

Bidmon, H.-J. (2010): Karnivore Schildkröten: Was ist ihr handelsübliches Futter eigentlich wert? Oder: Die Bedeutung des Darminhalts der Futtertiere. – Schildkröten im Fokus 7(1): 3-18 ➚.

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