Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon

Donaldson - 2005 - 01

Donaldson, B. M. & A. C. Echternacht (2005): Aquatic habitat use relative to home range and seasonal movement of eastern box turtles (Terrapene carolina carolina: Emydidae) in eastern Tennessee. – Journal of Herpetology 39(2): 278-284.

Aquatische Habitatnutzung in Relation zur Homerange und jahreszeitlichen Wanderungen der Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolina carolina: Emydidae) im östlichen Tennessee

DOI: 10.1670/0022-1511(2005)039[0278:AHURTH]2.0.CO;2 ➚

Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Carolina-Dosenschildkröte,
Terrapene carolina,
© Hans-Jürgen Bidmon

In der Literatur werden Carolina-Dosenschildkröten (Terrapene carolina carolina: Emydidae) oftmals als landlebend charakterisiert, mit nur wenigen Beschreibungen über aquatische Habitate. Der rapide Rückgang vieler Populationen von Dosenschildkröten lässt eine dringende Notwendigkeit erkennen, alle Aspekte ihrer Habitatansprüche zu erforschen. In dieser Studie wurden Trailing-Vorrichtungen und Funktransmitter verwendet, um saisonale Wanderungen zu bestimmen, wie auch das Ausmaß, in dem die Schildkröten aquatische Habitate innerhalb ihres Besiedelungsgebietes (Home-Range) nutzen. Die Größe des Besiedelungsgebietes reicht im Durchschnitt von 1,88 ± 0,49 Hektar mittels einer Minimum-Konvex-Polygon-Analyse und 2,26 ± 0,76 Hektar bei einer Fixpunkt-Analyse (Kernel-Analysis). Fixpunkt-Schätzungen sind effektiver bei der Darstellung von ungleichmäßigen Besiedelungsgebieten und demonstrieren oft die extensive Nutzung von Wasser. Insgesamt wurden 131 Schildkröten in zwei kleinen, temporären Teichen von Juni bis August gefunden. Einzelne Schildkröten verblieben für die Dauer von bis zu 23 aufeinanderfolgende Tagen im Teich. Bis zu 32 Schildkröten wurden gleichzeitig in einem der Tümpel gefunden. Schildkröten dehnen ihre Home-Range oftmals durch plötzliche, geradlinige Wanderungen durch das Wasser aus, als Antwort auf hohe Temperaturen und geringen Niederschlag. Feuchtgebiete haben einen signifikanten Einfluss auf die Lebensweise der Carolina-Dosenschildkröte. Dosenschildkröten sollten, wo es angemessen ist, in Entscheidungen, die Feuchtgebiete betreffen, einbezogen werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine sehr schöne Arbeit zur Ökologie und Habitatnutzung für die Carolina-Dosenschildkröte, die ich aus eigener Freilandbeobachtung und Haltungserfahrung während meines mehrjährigen Aufenthalts in North Carolina nur bestätigen kann. Denn auch dort waren die Tiere während der heißen Sommermonate oft in großer Individuenzahl in oberflächlich ausgetrockneten Bachläufen vergraben oder in größeren Pfützen am Rand von Waldwegen zu finden. Die Schlammoberfläche war oft komplett trocken mit den typischen tiefen Rissen, und dazwischen gab es dann immer etwa Mäuseloch große, aber senkrecht nach unten gehende Löcher. Steckte man ein Stöckchen hinein, konnte man oft noch das Einziehen des Kopfes spüren. Viele Schildkröten, die sich unter ausgetrockneten Pfützen in Waldgebieten, die gerade für neue Wohnsiedlungen gerodet wurden, vergraben hatten, kamen dabei um, weil schwere Baufahrzeuge, die solche Wege in unregelmäßigen Abständen befuhren, erstens dafür sorgten, dass sich solche großen Pfützen bildeten (manchmal über 10 vergrabener Tiere pro Pfütze) und später oft beim Befahren die darunter im feuchten Schlamm ruhenden Tiere zerquetschten. Etwas, das man ja heute auch bei uns in den einheimischen Wäldern auf temporär genutzten Holzabfuhrwegen beobachten kann, wo es meist Bergmolche und Larven von Feuersalamandern betrifft.
Dennoch musste ich bei der Haltung North Carolina auch lernen, dass die Dosenschildkröten wohl auf diese Feuchtigkeit bei den dort herrschenden Sommertemperaturen angewiesen sind, denn meine ersten vier Tiere, die ich in einem Gehege im Garten hielt, verstarben im ersten Sommer trotz Schutzhaus und gefüllter Trinkschale. Erst ein großer Laubhaufen, unter dem es feucht und schattig genug blieb, und später auch ein Schlammloch ermöglichten eine artgerechte Haltung und Vermehrung, obwohl alle Tiere in einem Waldgebiet in unmittelbarer Nachbarschaft zum Grundstück gesammelt worden waren. Sicher, deutsche Sommer sind meist nicht so heiß wie in North Carolina, deshalb mag es den Tieren hier nicht fehlen, aber ein entsprechendes Angebot im Gehege oder der Terrarienanlage könnte zur Verbesserung der Haltungsbedingungen durchaus beitragen.

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