Aldabra-Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea, – © Hans-Jürgen Bidmon

Falcón - 2021 - 01

Falcón, W. L., N. Bunbury & D. M. Hansen (2021): Larger Doesn't Mean Longer: Neither Body Size Nor Seed Size Affect the Gut Retention Times of Aldabra Giant Tortoises. – Herpetologica 77(2): 128-133 .

Größer bedeutet nicht gleich länger: Weder die Körpergröße noch Samengröße beeinflussen die Darmpassagezeit bei Aldabra-Riesenschildkröten.

DOI: 10.1655/Herpetologica-D-21-00060 ➚

Aldabra-Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea, – © Hans-Jürgen Bidmon
Aldabra-Riesenschildkröte,
Aldabrachelys gigantea,
© Hans-Jürgen Bidmon

Samenverbreitung mittels der Endozoochorie hat weltweit eine wichtige Bedeutung für Ökosysteme. Die Zeit in denen die Samen im Verdauungstrakt verbleiben (GRT; die Zeit für die Pflanzensamen im Verdauungstrakt behalten werden) stellt einen wesentlichen Teil einer qualitativen Komponente dar die die Effektivität der Samenverbreitung mitbestimmt. GRT ist dabei der Hauptfaktor der festlegt wann und wie weit Samen vom Ursprungsort weg verbreitet werden was die Pflanzensamen auch vor dem Gefressenwerden sowohl zeitbezogen wie auch in räumlicher Hinsicht schützt und unterstützt. In dieser Studie untersuchten wir ob die Größe der Samenverbreiter und/oder die Größe der Pflanzensamen selbst sich auf die GRT auswirken und zwar bei Aldabrariesenschildkröten (Aldabrachelys gigantea) auf dem Aldabraatoll, Seychellen. Wir wählten dazu verschiedene Schildkröten mit unterschiedlicher Körpermasse (durchschnittlich ± 1 SD = 48,6 ± 27,2 kg, Spanne = 0,6–104,0 kg) aus und fütterten sie mit unterschiedlich großen künstlichen Samen (Plastikkugeln mit 2, 4,5, und 10 mm Durchmesser). Die Schildkröten koteten die ersten Plastikkugeln nach durchschnittlich 12,0 ± 2,7 Tagen nach der Aufnahme aus und die letzten Plastikkugeln wurden nach 20,4 ± 6,0 Tagen ausgeschieden. Somit betrug die mittlere GRT 14,6 ± 3,7 Tage. Wir zeigen damit, dass weder die Körpergröße der Schildkröten noch die Größe der Plastikkugeln einen Effekt auf die Verweildauer und das Muster der Ausscheidung aus dem Verdauungstrakt hatten. Wir diskutieren die Relevanz dieser Ergebnisse in Bezug auf die Samenverbreitung und in Bezug auf die Auswilderung von Aldabra-Riesenschildkröten als Ersatz für die ausgestorbenen Riesenschildkröten auf anderen ozeanischen Inseln.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Arbeit die die früheren Beschreibungen in Bezug auf die Darmpassagezeiten bei Landschildkröten unterstützt (für eine tabellarische Zusammenfassung siehe Bidmon, 2009). Allerdings liefern diese Ergebnisse zwar gute, aber eben nur mehr oder weniger Standarddaten. Denn wie früher schon beschrieben hat auch die Zusammensetzung der Nahrung einen Einfluss auf die Darmpassagezeit die sich wie von Strong & Fragoso (2006) beschrieben auch beim Fressen bestimmter Früchte sehr deutlich verkürzen kann. Allerdings was für die Haltung sicher an dieser Studie interessant ist, ist wohl die Beobachtung, dass selbst kleine Schildkröten mit weniger als 1 kg Gewicht dieselbe GRT zeigen. Insofern ist dieser Befund durchaus für die Haltung kleinerer Landschildkrötenspezies durchaus von Bedeutung und verweist wieder einmal auf grundlegende ernährungsphysiologische Bedingungen die bei der Landschildkrötenhaltung mitberücksichtigt werden sollten (siehe dazu auch Bidmon, 2009).

Literatur

Bidmon, H.-J. (2009): Ernährungsgrundlagen und Darmpassagezeiten bei herbivoren Landschildkröten – oder wie selektierende Nahrungsgeneralisten auch unter extremen Bedingungen überleben: Eine Übersicht. – Schildkröten im Fokus 6(1): 3-26 ➚.

Strong, J. N. & J. M. V. Fragoso (2006): Seed Dispersal by Geochelone carbonaria and Geochelone denticulata in Northwestern Brazil. – Biotropica 38(5): 683-686 oder Abstract-Archiv.

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