Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon

Feldman - 2006 - 01

Feldman, S. H., J. Wimsatt, R. E. Marchang, A. J. Johnson, W. Brown, J. C. Mitchell & J. M. Sleeman (2006): A Novel Mycoplasma detected in association with upper respiratory disease syndrome in free-ranging eastern box turtles (Terrapene carolina carolina) in Virginia. – Journal of Wildlife Diseases 42(2): 279-89.

Nachweis eines neuen Mycoplasma in Assoziation mit Erkrankungen der oberen Luftwege bei wildlebenden Östlichen Dosenschildkröten (Terrapene carolina carolina) aus Virginia

DOI: 10.7589/0090-3558-42.2.279 ➚

Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Carolina-Dosenschildkröte,
Terrapene carolina,
© Hans-Jürgen Bidmon

Klinische Anzeichen für obere Luftwegsinfektionen (upper respiratory tract disease-like syndrome (URTD-LS)) wurden bei wild lebenden Dosenschildkröten (Terrapene carolina carolina) von Virginia, USA (Mai 2001-August 2003) beobachtet, wobei einige auch Ohrabszesse aufwiesen. Nachdem Mycoplasma sp. anhand der PCR-Reaktion nachgewiesen werden konnte, wurde eine Untersuchung eingeleitet, um die Bandbreite der klinischen Symptome der Erkrankung besser zu erfassen und um diese Mycoplasma-Infektion von anderen URTD-LS ähnlichen Erkrankungen und Ohrabszessen bei Dosenschildkröten, denen andere Ursachen zugrunde liegen, abzugrenzen. Nasenabstriche und/oder Augenabstriche von erkrankten Tieren oder Nasenspülproben bei gesunden Schildkröten wurden von Mai 2001-August 2003 gesammelt. Die Proben wurden mittels PCR auf das Vorhandensein von Mycoplasma spp., Schildkröten-Herpesviren und Iridoviren untersucht. Eine Teilsequenz der DNS (933 Basen) der kleinen ribosomalen Untereinheit (16S rRNS) des Dosenschildkröten-Mycoplasma sp. wurde analysiert, um deren phylogenetische Verwandtschaft zu anderen bekannten Mycoplasma-Spezies festzustellen, die von veterinärmedizinischer Bedeutung sind. Mycoplasma sp. konnte in sieben (sechs mit klinischen Symptomen, ein asymptomatischer Fall) aus 23 zufällig ausgewählten Proben nachgewiesen werden, die aus 11 unterschiedlichen Landkreisen (Counties) aus Virginia stammten. Die klinischen Anzeichen der Tiere mit Mycoplasma-sp.-Infektion beinhalteten einseitigen oder beidseitigen serösen bis mukösen Nasenausfluss, Tränenfluss, Augen- bzw. Lidschwellung und Rötungen oder Einblutungen in den Augen. Fünf der Mycoplasma-positiven Tiere hatten Ohrabszesse und zwei waren frei davon. Die Analyse der Mycoplasma 16S rRNS-Gensequenz einer asymptomatischen Schildkröte und von 3 erkrankten Tieren aus vier verschiedenen Counties zeigte eine Konsensus-Mycoplasma-sp.-Sequenz, die nahe verwandt, aber dennoch distinkt, von M. agassizii war. Keine Probe enthielt virale DNS von Schildkröten-Herpesviren oder Evertebraten- bzw. Vertebraten- (einschließlich FV3) Iridoviren. Zusammenfassend kann man feststellen, dass eine neue Mycoplasma-Spezies (sp.) bei in Virginia heimischen Dosenschildkröten gefunden wurde, die assoziiert war mit URTD-LS und die unabhängig von anderen vermuteten Ursachen für obere Luftwegserkrankungen vorlag. Es gab keinen direkten Nachweis für eine Beziehung zwischen Ohrabszessen und Mycoplasma sp..

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher ein gutes Beispiel dafür, wie weit Mykoplasmen verbreitet sind, und über welche Arten sie sich innerhalb der Schildkrötensammlungen der Welt weiter ausbreiten können. Allerdings wäre es doch interessant, ob man mit diesen molekularbiologischen Methoden nicht auch einmal die alten Museumsexemplare (gibt's auch in kleinen lokalen Heimatmuseen) untersuchen könnte, um vielleicht Anhaltspunkte dafür zu finden, ob solche Infektionen schon immer bestanden oder ob sich Muster einer Infektionszunahme und deren Weg erkennen lassen. Veterinärmedizinisch lassen sich solche Infektionen zwar feststellen, aber kaum behandeln wie bei den Herpesviren auch. Insofern ist der wirtschaftliche Nutzen abgesehen von den Einnahmen einiger Pathologen zu vernachlässigen, aber aus wissenschaftlicher und seuchenhygienischer Sicht wäre die Aufklärung solcher historischer Muster der Infektions- und Ausbreitungswege äußerst wertvoll und hilfreich für die zukünftige Planung von Vorgehensweisen bei Arterhaltungsprogrammen.

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