Arrauschildkröte, Podocnemis expansa, – © Mario Herz

Forero-Medina - 2021 - 01

Forero-Medina, G., C. R. Ferrara, R. C. Vogt, C. K. Fagundes, R. A. M. Balestra, P. C. M. Andrade, R. Lacava, R. Bernhard, A. J. Lipman, A. J. Lenz, A. Ferrer, A. Calle, A. F. Aponte, B. R. Calle-Rendón, C. S. Camilo, E. Perrone, E. Miraña, F. A. G. Cunha, E. Loja, J. Del Rio, J. L. V. Fernandez, O. E. Hermández, R. Del Aguila, R. Pino, R. Cueva, S. Martinez, V. C. D. Bernardes, L. Sainz & B. D. Horne (2021): On the future of the giant South American river turtle Podocnemis expansa. – Oryx 55(1): 73-80.

Über die Zukunft der großen Südamerikanischen Flussschildkröte Podocnemis expansa.

DOI: 10.1017/S0030605318001370 ➚

Arrauschildkröte, Podocnemis expansa, – © Mario Herz
Arrauschildkröte,
Podocnemis expansa,
ein Schlüpfling
© Mario Herz

Es gibt eine weit zurückreichende Geschichte zur Ausbeutung der Südamerikanischen Flussschildkröte Podocnemis expansa. Erhaltungsmaßnahmen für die Art begannen in den 1960iger Jahren, aber Vorgaben für erfolgreiche Vorgehensweisen wurden nie etabliert und die Populationstrends sowie die Anzahl der geschützten noch nistenden Weibchen blieb unbekannt. Im Jahr 2014 bildete sich eine Arbeitsgruppe um die Erhaltungsstrategien zu diskutieren und abzustimmen sowie die Daten über die noch existenten Populationen im gesamten Verbreitungsgebiet zusammenzutragen. Wir analysierten die räumliche Verteilung ihrer Abundanz im Zusammenhang mit menschlichen und natürlichen Einflussfaktoren unter Einsatz von multiplen Regressionsanalysen. Wir ermittelten, dass mehr als 85 Erhaltungsprogramme etwa eine Anzahl von 147.000 nistender Weibchen schützen und zwar hauptsächlich beschränkt auf Brasilien. Die besten noch bestehenden sechs Vorkommenslokalitäten umfassen mehr als 100.000 Weibchen und sollten bei den derzeitigen Erhaltungsbemühungen die höchste Priorität bekommen. Die Vorkommenshäufigkeit sinkt mit der Zunahme bei den Breitengraden und nicht durch einen von Menschen verursachten Druck auf deren derzeitige Vorkommensverteilung. Es ist derzeit nicht möglich die globalen Populationstrends abzuschätzen, da die Art nicht kontinuierlich im gesamten Amazonasbecken erfasst wird. Die Anzahl der Weibchen vergrößert sich an einigen der Lokalitäten während sie bei anderen abnimmt. Allerdings liegt die derzeitige Größe der unter Schutz gestellten Populationen weit unter den historisch vermerkten Populationsgrößenabschätzungen die aufgrund der früheren menschlichen Nutzung erhoben worden waren. Letzteres verweist darauf, dass die Notwendigkeit für organisierte globale Erhaltungsmaßnahmen geboten ist. Die Daten und Managementempfehlungen die hier zusammengefasst werden bilden die Basis für regionale Überwachungsprogramme für die südamerikanischen Staaten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich um eine interessante Arbeit die zwar auf eine noch recht hohe Anzahl von nistenden Weibchen verweist, die zumindest nicht in den erfassten Lokalitäten direkt durch den Einfluss des Menschen bedroht wird, die aber sehr weit unter den einstmaligen Vorkommen zu liegen scheint (siehe Santos & Fiori, 2020 und den dortigen Kommentar). Man sollte aber auch nicht ganz vergessen, dass Spezies die daran angepasst sind einen hohen Genfluss innerhalb sehr Individuen-starker Populationen aufrecht zu erhalten beim Unterschreiten eines bestimmten Grenzwerts auch sehr schnell zusammenbrechen können wie wir dies von „Passenger Pigeons“ zur Kenntnis nehmen mussten (Hedrik, 2018; Murray et al., 2017). Wie schnell sich solche negativen Trends einstellen konnten und können wir gerade erleben, denn die Brandrodungen in Brasilien die nach dem Politikwechsel einsetzten werden zwar des Öfteren medienwirksam angeprangert, aber geändert hat sich noch kaum etwas. Siehe auch Pantoja-Lima et al., (2014).

Literatur

Hedrick, P. W. (2018): Passenger pigeon genomic diversity and extinction. – Heredity 120: 383-385.

Murray, G. G. R., A. E. R. Soares, B. J. Novak, N. K. Schaefer, J. A. Cahill, A. J. Baker, J. R. Demboski, A. Doll, R. R. Da Fonseca, T. L. Fulton, M. T. P. Gilbert, P. D. Heintzman, B. Letts, G. McIntosh, B. L. O’Connel, M. Peck, M.-L. Pipes, E. S. Rice, K. M. Santos, A. G. Sohrweide, S. H. Vohr, R. B. Corbett-Detig, R. E. Green & B. Shapiro (2017): Natural selection shaped the rise and fall of passenger pigeon genomic diversity. – Science 358(6365): 951-954; DOI: 10.1126/science.aao0960 ➚

Pantoja-Lima, J., P. H. Aride, A. T. de Oliveira, D. Félix-Silva, J. C. Pezzuti & G. H. Rebêlo (2014): Chain of commercialization of Podocnemis spp. turtles (Testudines: Podocnemididae) in the Purus River, Amazon basin, Brazil: current status and perspectives. – Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine Ethnomedicine 10: 8 oder Abstract-Archiv.

Santos, C. F. M. dos & M. M. Fiori (2020): Turtles, indians and settlers: Podocnemis expansa exploitation and the Portuguese settlement in eighteenth-century Amazonia. – Topoi Revista de História 21(44): 350-373 oder Abstract-Archiv.

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