Zierschildkröte, Chrysemys picta, im Gartenteich – © Hans-Jürgen Bidmon

Gaertner - 2008 - 01

Gaertner, J. P., D. Hahn, J. Jackson, M. R. J. Forstner & F. L. Rose (2008): Detection of Salmonellae in captive and free-ranging turtles using enrichment culture and polymerase chain reaction. – Journal of Herpetology 42(2): 223-231.

Der Nachweis von Salmonellen bei in Gefangenschaft gehaltenen und frei lebenden Wasserschildkröten unter Verwendung einer Anreicherungskultur und der Polymerasekettenreaktion

DOI: 10.1670/07-1731.1 ➚

Dornrand-Weichschildkröte, Apalone spinifera, – © Kayhan Ostovar
Dornrand-Weichschildkröte,
Apalone spinifera,
ein Tier vom Yellowstone
und die Crew
© Kayhan Ostovar

Die Informationen darüber, dass in Gefangenschaft gehaltene Schildkröten als Überträger von Salmonellen auf den Menschen in Frage kommen, sind bekannt, wohingegen Daten über das Potential, welches wild lebende Schildkröten als Infektionsquelle mit Salmonellen besitzen, seltener sind und oft kontrovers diskutiert werden. Wir benutzen traditionelle Kulturtechniken in Kombination mit molekularbiologischen Methoden dazu, Salmonellen bei frei lebenden Schildkröten nachzuweisen, wobei den Tieren Tupferabstriche an der Kloake und an anderen oberflächlichen Stellen des Körpers abgenommen wurden. Salmonellen wurden bei 50 % der in Gefangenschaft gehaltenen Schildkröten (n=10) nachgewiesen. Ein vergleichbares Ergebnis ergab sich für frei lebende Schildkröten, 51 % trugen Salmonellen, wobei die Tiere aus dem Rio Grande (n = 80) an sechs Fundorten im Big Bend National Park, Texas und an einer Lokalität im Elephant Butte Reservoir, New Mexico, gesammelt worden waren. Es handelte sich dabei um Trachemys gaigeae (n = 36, Befall mit Salmonellen 46 %), 56 % Befall bei Apalone spinifera (n = 43), und auch das einzige Individuum von Chrysemys picta war positiv für Salmonellen. Die Prozentsätze für die Salmonellennachweise waren nicht abhängig von den Fundorten, an denen die Proben entlang des Rio Grande gesammelt wurden, und sie waren auch unabhängig von der Größe und dem Geschlecht der Schildkröten. Obwohl alle Individuen aus der Gefangenschaftshaltung positive Tupferproben für alle Körperregionen aufwiesen (Kloake, Ventralseite des Schwanzes, Carapaxoberfläche, Plastron, Laufsohle der Hinterbeine, Klauenbasis, Vorderfüße), fanden sich bei wild lebenden Schildkröten meist nur eine oder zwei Körperstellen, die positiv für Salmonellen waren. Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass Salmonellen prävalent mit einer hohen Infektionsrate sowohl bei in Gefangenschaft gehaltenen wie auch freilebenden Schildkröten vorkommen.

Chrysemys picta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Zierschildkröte, Chrysemys picta,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine schöne Arbeit, die zeigt, dass das Vorhandensein von Salmonellen zumindest bei Wasserschildkröten keinen Einzelfall darstellt, sondern mit etwa 50 % Befallsrate eher zur Regel gehört, zumindest in den Südstaaten der U.S.A. Insofern kann man sich eher glücklich schätzen, dass es nicht häufiger zu Infektionen bei den Haltern kommt und dass unser Immunsystem sich sicher auch entsprechend anpasst. Die potentielle Gefahr deshalb aber einfach herunter zu spielen, wäre auch falsch, da man sich dem Vorwurf der Falschaussage zur Erreichung bestimmter Ziele oder der Verschleierung potentieller Gefahren aussetzt (Editorial: elaphe 2/2008). Da macht es schon mehr Sinn, das Gefährdungspotential beim Namen zu nennen und zum verantwortungsvollen, hygienischen Umgang mit den Tieren aufzurufen. Vielleicht sogar das Wissen um Hygienestandards mit zur Grundlage für Fortbildungen und Sachkundenachweise zu machen. Was soll man überhaupt davon halten, wenn im Editorial der elaphe mögliche Krankheitspotentiale, die von Reptilien ausgehen, als Panikmache abgestempelt werden, während es in der Radiata (2) 2008, S. 10 als gute Aktion beschrieben wird, wie Naturschutzorganisationen zu den Olympischen Spielen in Peking Faltblätter verteilen, die dafür plädieren, Wildtiere gerade wegen dieser Infektionsgefahr nicht zu verzehren (Wie widersprüchlich und je nach Belieben will man denn noch argumentieren? So etwas macht es doch gerade erst radikalen Tierschützern leicht, eine Gesellschaft anzugreifen, deren Mitglieder sich zum einen selbst widersprechen, wo doch eine einfache Literaturrecherche genügen sollte, um zu entscheiden, welches die besseren Argumente sind). Wollen wir mal hoffen, dass die wunderschön gezeichneten Pseudemys gorzugi, die gerade im französischen Tierhandel als Neuheiten angeboten werden, davon nicht betroffen sind, denn ihr natürliches Vorkommen steht genau mit dem in dieser Studie untersuchten Flusssystem in Verbindung. Siehe auch: Hanehoj et al. (2005); Richards et al. (2004); Hidalgo-Vila et al. (2007).

Literatur

Hanehoj, H., M. Lisby, R. Vangsgaard, M. Torpdahl, P. Schiellerup & K. Molbak (2005): Salmonella-infektioner erhvervet fra eksotiske kæledyr. – Ugeskrift for Læger 168(1): 63-64 oder Abstract-Archiv.

Hidalgo-Vila, J., C. Diaz-Paniagua, C. de Frutos-Escobar, C. Jimenez-Martinez, N. Perez-Santigosa (2007): Salmonella in free living terrestrial and aquatic turtles. – Veterinary Microbiology 119(2-4): 311-315 oder Abstract-Archiv.

Richards, J. M., J. D. Brown, T. R. Kelly, A. L. Fountain & J. M. Sleeman (2004): Absence of detectable Salmonella cloacal shedding in free-living reptiles on admission to the wildlife center of Virginia. – Journal of Zoo and Wildlife Medicine 35(4): 562-563 oder Abstract-Archiv.

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