Strahlenschildkröte, Astrochelys radiata, ein Männchen frisst Blätter des Spindelstrauchs oder Pfaffenhütchens, Euonymus europaeus, – © Hans-Jürgen Bidmon

Garner - 2006 - 01

Garner, M. M., C. H. Gardiner, J. F. Wellehan, A. J. Johnson, T. McNamara, M. Linn, S. P. Terrell, A. Childress & E. R. Jacobson (2006): Intranuclear coccidiosis in tortoises: nine cases. – Veterinary Pathology 43(3): 311-320.

Intranukleäre Kokzidiose bei Landschildkröten: Neun Fälle

DOI: 10.1354/vp.43-3-311 ➚

Strahlenschildkröte, Astrochelys radiata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Strahlenschildkröte,
Astrochelys radiata,
© Hans-Jürgen Bidmon

Eine intranukleäre (gemeint sind Zellkerne) Kokzidiose ist bislang nur von zwei Strahlenschildkröten (Geochelone radiata) bekannt und gilt als selten. Wir beschreiben hier den histologischen Nachweis von einer intranukleären Kokzidiose für zwei Strahlenschildkröten, drei Forstens Landschildkröten (Indotestudo forstenii), zwei Pantherschildkröten (Geochelone pardalis), einer Afrikanischen Schnabelbrustschildkröte (Chersina angulata) und einer Hinterindischen Waldschildkröte Manouria impressa. Die Infektionen waren immer systemisch und betrafen den Verdauungstrakt, das Urogenitalsystem, das Atmungs-, Lymph- und Endokrine-System sowie das Integument (Haut). Trophozoiten, Meronten, Merozoiten, Makrogametozyten, Mikrogametozyten und nicht-sporulierte Oozysten (alles verschiedene Entwicklungsstadien der Kokzidien) wurden histologisch oder mittels der Elektronenmikroskopie nachgewiesen. Intrazytoplasmatische und extrazelluläre Stadien der Parasitenentwicklung waren ebenso histologisch nachweisbar. Die Sequenzierung eines Kokzidialen 18S rRNA Consensus-Polymerasekettenreaktions (PCR)-Produkts zeigte eine ganz neue Sequenz. Die damit erhaltene phylogenetische Information könnte für die Entwicklung neuer diagnostischer Nachweissysteme hilfreich sein. Die intranukleäre Kokzidiose ging in allen Fällen mit unterschiedlichen Schweregraden von Entzündungsreaktionen einher und wurde als Auslöser für den Tod bei sechs dieser Schildkröten angenommen, wobei als gesichert gelten kann, dass die Kokzidiose wesentlich zum Tod von zwei weiteren Tieren beigetragen hat.

Hinterindische Waldschildkröte, Manouria impressa, – © Hans-Jürgen Bidmon
Hinterindische Waldschildkröte,
Manouria impressa,
© Hans-Jürgen Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch hier zeigt sich, dass Kokzidiose, wenn auch selten diagnostiziert, vermutlich häufiger als angenommen auftritt und dass sie mittlerweile wohl bei Arten aus fast allen Kontinenten nachgewiesen worden ist. Man kann nur hoffen, dass die Tiere sich nur in Gefangenschaft infiziert haben, denn ansonsten müsste man wohl davon ausgehen, dass sie schon auch bei Schildkröten global verbreitet ist.

 

 

 

 

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