Dumerils-Schienenschildkröte, Peltocephalus dumerilianus, – © Eduardo Gentil

Gentil - 2021 - 01

Gentil, E., L. A. de Medeiros, R. C. Vogt & A. A. Barnett (2021): Biology of the Big-headed Amazon River Turtle, Peltocephalus dumerilianus (Schweigger, 1812) (Testudines, Pleurodira): the basal extant Podocnemididae species. – Herpetozoa 34: 207-222.

Die Biologie der Großkopf-Amazonflussschildkröte, Peltocephalus dumerilianus (Schweigger, 1812) (Testudines, Pleurodira): einer an der Basis stehenden Art der Podocnemididae.

DOI: 10.3897/herpetozoa.34.e67807 ➚

Dumerils-Schienenschildkröte, Peltocephalus dumerilianus, – © Eduardo Gentil
Dumerils-Schienenschildkröte,
Peltocephalus dumerilianus sp. nov.,
© Eduardo Gentil

Wir reviewen hier das Ausmaß und die Bedeutung der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Großkopf-Amazonflussschildkröte, Peltocephalus dumerilianus zu deren Verbreitungsgebiet, Morphologie, Taxonomie, Nahrung, Verhalten, Reproduktion und Ökologie. Wir diskutieren die phylogenetische Position der Art sowie ihre evolutiven Beziehungen mit den anderen Podocnemididen wobei wir die Informationen in Bezug zu deren Morphologie, Karyologie und Molekularbiologie vergleichen. Ebenso beschreiben wir die Wichtigkeit dieser Art und deren Beziehung für die traditionell lebenden menschlichen Gemeinschaften in Amazonien wobei wir auf die Jagdtechniken, die Nutzung, den Glauben und Tabus eingehen. Abschließend kommentieren wir den Erhaltungsstatus für diese Spezies sowie die dringende Notwendigkeit von zusätzlichen Studien. Neben dieser Diskussion und Neuinterpretation der schon publizierten Daten liefern wir neue Informationen aus kürzlich erfolgten genetischen Untersuchungen, Feldstudien und Beobachtungen in Gefangenschaftshaltung.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese ausführliche Übersichtsarbeit beschreibt einleitend neben der taxonomischen Namenszuweisung die Datenlage für Peltocephalus dumerilianus als sehr herterogen und vor allem häufig beschränkt auf Dissertationen in den jeweiligen Landessprachen, die deren Verbreitung und Zugänglichkeit erschweren. Im Weiteren wird in zusammenfassender Weise auf die im Abstract genannten Thematiken sowie einige nicht dort aufgeführten Themen im Einzelnen eingegangen. Wobei ich hier nur kurz auf einige wenige Unterschiede zu den großen Podocnemis-Arten eingehen möchte, nämlich die Vorliebe für Schwarzwasserflüsse, die überwiegende Vermeidung von Sandbänken als Nistplätze wobei Sandbänke nur ausnahmsweise bei gleichzeitigem Vorhandensein von Falllaub genutzt werden, wobei es bislang auch keine bekannten Parameter bezüglich der Nistplatzauswahl gibt, da sie meist einzeln entlang bewaldeter Flussläufe angelegt werden. Ebenso gibt es ausführliche Tabellen zu den bislang ermittelten Nahrungsbestandteilen, wobei sie sich omnivor ernähren und es sich nicht wie früher angenommen um gute Jäger handelt. Ebenso wird auf die Nutzung der Schildkröten für die menschliche Ernährung und aus medizinischen Gründen eingegangen. Die Nutzung der Tiere soll regional unterschiedlich sein und in einigen Gebieten soll sie auch mit einem Verlust an Ansehen verbunden sein, weil es heißt wer sich von Schildkröten ernährt sei unfähig höherwertige Wildtiere wie Pekaris zu jagen. Es werden auch historisch überlieferte Jagdtechniken beschrieben und die Literatur die auf die Tabus bei der Nutzung der Schildkröten eingeht erörtert. Insofern denke ich, dass diese Übersichtsarbeit sicherlich einen historischen wie auch aktuellen Einblick über das Wissen zu dieser Art liefert, der auch die Leser*innen mit ihren verschiedensten Interessen auf vielseitige Weise anspricht, auch wenn diese Art nicht zu den üblicherweise gepflegten Arten in menschlicher Obhut zählt.

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