Cooper-Creek-Spitzkopfschildkröte, Emydura macquarii emmotti, – © Donald T. McKnight

Georges - 2006 - 01

Georges, A., F. Guarino & M. White (2006): Sex-ratio bias across populations of a freshwater turtle (Testudines: Chelidae) with genotypic sex determination. – Wildlife Research 33(6): 475-480.

Abweichungen im Geschlechtsverhältnis zwischen den Populationen einer Süßwasserschildkröte (Testudines: Chelidae) mit genotypischer Geschlechtsfestlegung

Cooper-Creek-Spitzkopfschildkröte, Emydura macquarii emmotti, – © Donald T. McKnight
Cooper-Creek-Spitzkopfschildkröte,
Emydura macquarii emmotti,
© Donald T. McKnight

Die Geschlechtsverhältnisse bei Adulten variieren zwischen den Populationen einzelner Spezies und über die Jahre beträchtlich, aber die besten Beweise stammen von Spezies mit temperaturabhängiger Geschlechtsausbildung. Es ist schwierig, die Effekte der Abweichung in der Produktion der Geschlechter von den Faktoren zu entwirren, die darüber hinaus zu einem abweichenden Geschlechtsverhältnis von erwachsenen Tieren beitragen. In dieser Arbeit untersuchen wir die Geschlechterverhältnisse zwischen Populationen einer Art, die grundsätzlich durch genotypische Geschlechtausprägung ein Geschlechterverhältnis bei den Nachkommen von 1:1 produziert und trotzdem eine bedeutende Abweichung im Geschlechtsverhältnis bei Adulten aufweist. Das unkorrigierte (in der Natur vorgefunden) Geschlechterverhältnis von Emydura macquarii emmotti war in neun von elf untersuchten Populationen signifikant verschoben. In allen außer einem Fall lag die Abweichung zugunsten von Männchen. Ein Teil dieser Abweichung beruhte auf dem unterschiedlichen Alter beim Eintritt der Geschlechtsreife für Männchen und Weibchen – Männchen werden früher geschlechtsreif als Weibchen, das führt zu mehr Männchengruppen, die in die Kalkulation eingehen, als Weibchengruppen. Jedoch führte die Korrektur dieses Effekts die Geschlechtsverhältnisse näher an eine Ausgeglichenheit als erwartet, und war für insgesamt 62 % des männlichen Überschusses beim Geschlechtsverhältnis der Adulten verantwortlich. Dennoch war der starke Männchenüberhang auch damit für fünf der ursprünglichen neun Populationen nicht zufriedenstellend erklärbar (1,2-2,9). Diese Befunde unterstützen diejenigen, die zur Vorsicht mahnen, wenn es darum geht, die Geschlechtsverhältnisse adulter Wasserschildkröten im Zusammenhang mit Demographie, geschlechtlicher Aufteilung oder dem Einfluss des Klimawandels zu interpretieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicherlich haben die Autoren mit ihrer Schlussfolgerung recht, wenn sie anmahnen, dass ein unausgeglichenes Geschlechterverhältnis bei adulten Tieren nicht gleich auf den Einfluss des Klimawandels hinweist, denn es gibt auch genug artspezifische biologische Faktoren, die dazu beitragen können – ein Phänomen, das wir ja nur zu gut auch von unseren hier heimischen Erdkröten her kennen, bei denen es fast immer mindestens fünf mal mehr Männchen als Weibchen gibt. Ebenso sollte man aber auch immer die geographische Lage der zu untersuchenden Populationen mit berücksichtigen, denn gerade die Nähe zu Verkehrswegen hat ja oft für weibliche Schildkröten, die weite Strecken zu ihren Nistplätzen zurück legen, verheerende Folgen. Siehe auch Stehen et al. (2006).

Literatur

Stehen, D. A., M. J. Aresco, S. G. Beilke, B. W. Compton, E. P. Condon, C. K. Dodd, H. Forrester, J. W. Gibbons, J. L. Greene, G. Johnson, T. A. Langen, M. J. Oldham, D. N. Oxier, R. A. Saumure, F. W. Schueler, J. M. Sleeman, L. L. Smith, J. K. Tucker & J. P. Gibbs (2006): Relative vulnerability of female turtles to road mortality. – Animal Conservation 9(3): 269-273 oder Abstract-Archiv.

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