Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, sitzt sonnend am Ufer – © Hans-Jürgen Bidmon

Lewis - 2018 - 01

Lewis, E. L., J. B. Iverson, G. R. Smith & J. E. Rettig (2018): Body size and growth in the red-eared slider (Trachemys scripta elegans)at the northern edge of its range: Does Bergmann’s rule apply? – Herpetological Conservation and Biology 13(3): 700-710.

Die Körpergröße und das Wachstum bei Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta elegans) am nördlichsten Rand ihres Verbreitungsgebiets: Trifft die Bergmann’sche-Regel zu?

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Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Obwohl die Bergmann’sche Regel ursprünglich nur für warmblütige Arten galt (Körpergröße korreliert mit dem Breitengrad) zeigte sich, dass sie auch für einige kaltblütige Taxa einschließlich der Schildkröten zutrifft. Wir untersuchten die Körpergröße und das Wachstum bei den Schmuckschildkröten (Trachemys scripta) am Rand ihres nördlichen Verbreitungsgebiets in Indiana. Wir fassten dann die Körpergrößendaten aus dem Gesamtverbreitungsgebiet der Art zusammen um die Breitengrad-abhängigen Trendverläufe zu ermitteln. Die adulten Weibchen aus Indiana waren größer als die Männchen und deren Wachstumsrate unterschied sich ab dem vierten Lebensjahr von jener der Männchen. Die durchschnittliche und die maximale Körpergröße korrelierte positiv mit dem Breitengrad bei den Weibchen der Rotwangen-Schmuckschildkröte (T. s. elegans) im Gegensatz zu der der Männchen oder der Größe bei der Gelbwangen-Schmuckschildkröte (T. s. scripta) für die es allerdings nur wenige Daten gab. Es sind deshalb mehr Daten nötig um die geographischen Wachstumsmuster, das Alter und die Größe beim Eintritt der Geschlechtsreife sowie für die Größe adulter Männchen bei dieser ansonsten gut untersuchten Spezies zu analysieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun der letzte Satz erschließt sich mir nicht, denn die Bergmann’sche Regel mag zwar eine Beobachtung ansatzweise beschreiben und erklären, sie ist aber für die physiologische und arterhaltungsökologische Notwendigkeit kaum wirklich zu gebrauchen, da sind die einfacheren demographischen Populationsparameter mit Sicherheit hilfreicher als das genaue Wissen um die Einhaltung einer abstrakten Regel. Warum ich hier gerade in Bezug auf wechselwarme Arten eine solche ablehnende Meinung vertrete ergibt sich unter anderem aus der von Snover et al., (2015) beschriebenen Beobachtung die eigentlich ganz klar verdeutlicht welchen lokal variierenden Parametern solchen Adultgrößenabschätzungen und Entwicklungsprozessen zugrunde liegen. Regeln und Gesetze mögen bei einigen Einschätzungen nützlich sein, aber sie widersprechen eigentlich der Gesamtflexibilität wie wir sie so oft in der Natur beobachten können.

Literatur

Snover, M. L., M. J. Adams, D. Ashton, J. B. Bettaso & H. H. Welsh Jr. (2015): Evidence of counter-gradient growth in western pond turtles (Actinemys marmorata) across thermal gradients. – Freshwater Biology 60(9): 1944-1963 oder Abstract-Archiv.

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