Italienische Landschildkröte, Testudo hermanni hermanni, Fundort: Catalunya, Spain – © Victor Loehr

Ortega - 2017 - 01

Ortega, Z., A. Mencía & V. Pérez-Mellado (2017): Notes on the thermal ecology of Testudo hermanni hermanni in Menorca (Balearic Islands, Spain). – Amphibia-Reptilia 38(1): 108-112.

Aufzeichnungen zur Thermalökologie bei Testudo hermanni hermanni auf Menorca (Balearische Inseln, Spanien).

DOI: 10.1163/15685381-00003084 ➚

Italienische Landschildkröte, Testudo hermanni hermanni, – © Victor Loehr
Italienische Landschildkröte,
Testudo hermanni hermanni,
Fundort: Catalunya, Spain
© Victor Loehr ➚

Wir studierten die Thermalökologie von Testudo hermanni hermanni auf Menorca während des späten Frühjahrs. Wir ermittelten die Körpertemperaturen von adulten Individuen zusammen mit der jeweiligen Luft- und Substrattemperatur an den Orten wo wir die Schildkröten fanden. Wir notierten die Sonnenexposition (volle Sonne, gefilterte Sonneneinstrahlung oder Schatten) und wir machten Aufzeichnungen über den Substrattyp. Die ermittelte Körpertemperatur, die bei beiden Geschlechtern gleich war (Durchschnittswert = 29,95 °C). Ebenso waren für beide Geschlechter die Lufttemperaturen an den jeweiligen Fundorten gleich (Durchschnittswert = 28,3 °C). Im Gegensatz dazu wurden Weibchen auf Flächen mit höheren Substrattemperaturen vorgefunden (31,60 °C) als die Männchen (29,15 °C). Zudem war die Korrelation zwischen den Körpertemperaturen und Lufttemperaturen wesentlich strenger ausgeprägt als die Korrelation von Körpertemperatur und Substrattemperatur, was dem entspricht was auch schon für andere Populationen dieser Art beschrieben wurde. Die Schildkröten wurden meistens in der vollen Sonne gefunden und die Anzahl der Tiere, die in jeder der drei Sonnenlicht-Kategorien aufgefunden wurden, waren für beide Geschlechter gleich. Unsere Ergebnisse liefern einen Beitrag zur Thermalökologie der Westlichen Griechischen Landschildkröte.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die Arbeit enthält eine ausführliche Temperaturtabelle für beide Geschlechter und den morphometrischen Befunden zu den Tieren die zeigen, dass die Tiere zumindest zu der von den Autoren untersuchten Jahreszeit nur eine geringe Thermoregulation betreiben, da der Unterschied zwischen der 10 cm über dem Carapax gemessenen Lufttemperatur und der angestrebten Körpertemperatur bei den Männchen nur +1 °C und bei den Weibchen +1,5 °C ausmachte. Warum die meisten Weibchen zu dieser Zeit auf Flächen mit einer durchschnittlich höheren Substrattemperatur gefunden wurden mag auch daran gelegen haben, dass sie sich noch recht nahe an den Orten aufhielten, wo sie auch ihre Gelege absetzen würden. Was hier wieder auffällt ist eine für optimal anzusehende, angestrebte Körpertemperatur von 28-30 °C. Damit liegen für diese Art die angestrebten Körpertemperaturen nur unwesentlich niedriger als jene die für Testudo graeca (Köhler 2009) und Stigmochelys pardalis und Centrochelys sulcata (McMaster & Downs 2013a,b, Heinrich & Heinrich 2016) berichtet wurden, ja sie liegen sogar recht nahe an den Temperaturen, die auch von mehr ans Wasser gebundenen Schildkrötenarten bevorzugt werden (Dubois et al. 2008, 2009). Wenn wir in diesem Zusammenhang die neuesten Befunde zur Temperaturabhängigkeit der Höckerbildung für Centrochelys sulcata einmal berücksichtigen (Heinrich & Heinrich 2016 und Kommentar) frage ich mich wirklich, ob viele Schildkröten zu warm bestrahlt werden, zumindest bei der Innenhaltung oder in den Gewächshäusern. Auch manche Tierärzte sollten sich überlegen, ob die Empfehlung Wärmestrahler mit einem Temperaturbereich von 35-45 °C für die Haltung zu empfehlen wirklich noch gerechtfertigt erscheint.

Literatur

Dubois, Y., G. Blouin-Demers, B. Shipley & D. Thomas (2009): Thermoregulation and habitat selection in wood turtles Glyptemys insculpta: chasing the sun slowly. – Journal of Animal Ecology 78(5): 1023-1032 oder Abstract-Archiv.

Dubois, Y., G. Blouin-Demers & D. Thomas (2008): Temperature selection in wood turtles (Glyptemys insculpta) and its implications for energetics. – Ecoscience 15(3): 398-406 oder Abstract-Archiv.

Heinrich, M. L. & K. K. Heinrich (2016): Effect of Supplemental Heat in Captive African Leopard Tortoises (Stigmochelys pardalis) and Spurred Tortoises (Centrochelys sulcata) on Growth Rate and Carapacial Scute Pyramiding. – Journal of Exotic Pet Medicine 25(1): 18-25 oder Abstract-Archiv.

Köhler, H. (2009): Über Bewegungsradius und Ruhepausen wild lebender maurischer Landschildkröten. – Schildkröten im Fokus 6(1): 29-34 ➚.

McMaster, M. K. & C. T. Downs (2013a): Thermal variability in body temperature in an ectotherm: Are cloacal temperatures good indicators of tortoise body temperature? – Journal of Thermal Biology 38(4): 163-168 oder Abstract-Archiv.

McMaster, M. K. & C. T. Downs (2013b): Thermoregulation in leopard tortoises in the Nama-Karoo: The importance of behaviour and core body temperatures. – Journal of Thermal Biology 38(4): 178-185 oder Abstract-Archiv.

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