Dreizehen-Dosenschildkröte, Terrapene carolina triunguis, – © R. Dwayne Elmore

Palmer - 2019 - 01

Palmer, J. L., M. Brenn-White, S. Blake & S. L. Deem (2019): Mortality in Three-Toed Box Turtles (Terrapene mexicana triunguis) at Two Sites in Missouri. – Frontiers in Veterinary Science 6: 412.

Mortalität bei der Dreizehen-Dosenschildkröte (Terrapene mexicana triunguis) an zwei Lokalitäten in Missouri.

DOI: 10.3389/fvets.2019.00412 ➚

Dreizehen-Dosenschildkröte, Terrapene carolina triunguis, – © R. Dwayne Elmore
Dreizehen-Dosenschildkröte,
Terrapene carolina triunguis,
© R. Dwayne Elmore

Einstmals ubiqitär verbreitet, erfahren nordamerikanische Dosenschildkröten weitreichende Populationsrückgänge sowohl was deren Häufigkeit wie auch deren Verbreitung betrifft. Allerdings ist das Ausmaß der Verluste bislang weitgehend unbekannt. In Missouri reduzieren sich die Bestände der einheimischen Dosenschildkröten (Terrapene mexicana triunguis und Terrapene ornata ornata) im gesamten Bundesstaat aufgrund von anthropogenen Einflüssen wie Verstädterung, Habitatfragmentierung und Straßentod. Durch die Überwachung mit Radiosendern über einen Zeitraum von 7 Jahren dokumentierten wir die Überlebensrate von adulten Dreizehen-Dosenschildkröten in zwei Lokalitäten von Missouri: Forest Park (ein Stadtpark) und im Tyson-Forschungszentrum (TRC, ein geschütztes rurales Waldgebiet). Die abgeschätzte jährliche Überlebensrate für adulte Schildkröten lag im Forest Park bei 79 % (95 % CI: 0,68-0,87) wohingegen die jährliche Überlebensrate im TRC bei 93 % (95 % CI: 0,83-0,97) lag. Somit waren die Überlebenschancen für adulte Schildkröten im TRC 3,5-mal höher als für jene die im Forest Park lebten. Die sogenannte „Winter-Todesrate“, welche sich auf Dosenschildkröten die tot an der Oberfläche während der Überwinterungszeit oder innerhalb von zwei Wochen nach Beendigung der Winterruhe aufgefunden wurden bezieht, war die am häufigsten dokumentierte Mortalitätskategorie im Forest Park. Im TRC konnte keine winterliche Todesrate festgestellt werden und trotzdem sind die Gründe für die meisten Todesfälle noch immer unbekannt. Diese Daten werfen Fragen auf in Bezug auf den Nutzen von großen urbanen Parkanlagen als Refugien (Lebensräume) für Dosenschildkröten die wir mit zukünftigen Studien beantworten sollten in dem wir die Lebensumstände von Dosenschildkröten die in mehreren urbanen und ruralen Lebensräumen leben im Detail vergleichen. Unsere vorläufigen Daten lassen aber vermuten, dass sogar die größten städtischen Parkanlagen nicht in der Lage sind das Überleben von Dosenschildkrötenpopulationen langfristig zu ermöglichen. Letzteres hat gravierende Auswirkungen da die Verstädterung von Dosenschildkrötenhabitaten im gesamten Verbreitungsgebiet weiter voranschreitet.

Schmuck-Dosenschildkröte, Terrapene ornata, – © Devin Edmonds
Schmuck-Dosenschildkröte,
Terrapene ornata,
© Devin Edmonds

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun diese Studie legt eigentlich nahe, dass die Pflegemaßnahmen die meist im zeitigen Frühjahr und im Spätherbst in kommunalen Parkanlagen durchgeführt werden dazu beitragen, dass die Schildkröten nur noch unter sehr suboptimalen Bedingungen überwintern können. Hier mag sich z. B. die Entfernung einer schützenden Laubschicht sowohl auf die Überwinterungsbedingungen wie auch auf das frühjährliche Nahrungsangebot negativ auswirken. Was im Detail dabei eine größere Rolle spielen mag müsste geklärt werden, denkbar wäre, dass freigerechte, blanke Erde sich an sonnigen Wintertagen zu stark erwärmt und die Schildkröten zu früh an die Oberfläche bringt oder dass dieser blanke vielleicht noch vom Regen stärker durchnässte Boden sich zu stark abkühlt und durchfriert oder sogar je nach Region zu stark austrocknet und verhärtet. In jedem Fall kann man wohl auch ohne noch lange auf Studien zu warten davon ausgehen, dass zu viel „Ordnungsliebe“ und zu viele zur falschen Zeit durchgeführte Pflegemaßnahmen das Überleben der Schildkröten beeinträchtigen. Vielleicht ja eine ähnliche Situation wie wir sie auch hierzulande in Bezug auf das Überleben von Igelpopulationen kennen.

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