Burma-Sternschildkröte, Geochelone platynota, gut getarnt in trockener Vegetation – © Hans-Jürgen-Bidmon

Platt - 2011 - 01

Platt, S. G., T. Swe, W. Ko, K. Platt, K. M. Myo, T. R. Rainwater & D. Emmett (2011): Geochelone platynota (Blyth 1863) – Burmese Star Tortoise, Kye Leik. – Chelonian Research Monographs 5: 57.1-57.9.

Geochelone platynota (Blyth 1863) – Burmesische Sternschildkröte, Kye Leik.

DOI: 10.3854/crm.5.057.platynota.v1.2011 ➚

Burma-Sternschildkröte, Geochelone platynota, – © Ivo Ivanchev
Burma-Sternschildkröte,
Geochelone platynota,
© Ivo Ivanchev

Die Burmesische Sternschildkröte, Geochelone platynota (Familie Testudinidae) ist eine mittelgroße Landschildkröte (Carapaxlänge etwa 30 cm), die die Trockenzone von Zentralmyanmar endemisch besiedelt. Wenig ist bezüglich ihrer Ökologie im natürlichen Habitat bekannt. Die Art lebt in so genannten xerophytischer (Trocken-) Vegetation, die typisch für die Trockenzone ist, besiedelt aber auch Grasland und gut genutzte Weiden und Hecken sowie landwirtschaftlich genutzte Felder. Ihre Nahrung besteht meist aus Gras und anderer Vegetation, aber Früchte, Pilze, Schnecken und Insekten werden auch gefressen und im Kot nachgewiesen. Die Paarungen erfolgen von Juni bis September gefolgt von Eiablagen von Oktober bis Februar. Die durchschnittliche Eizahl pro Gelege (n=27) lag bei 4,4 Eier, und es gab eine positive Korrelation zwischen der Größe der Weibchen und der Gelegegröße. Basierend auf den Daten, die an einer begrenzten Anzahl an Tieren erhoben werden konnten, ist die Home Range (genutzte Habitatfläche) für die Männchen größer als für Weibchen. Während der kühlen und trockenen Jahreszeit sinkt die Aktivität, und die Schildkröten ruhen im Bambusdickicht, unter Überhängen oder steinigen Höhlen. Geochelone platynota lebt makro- und mikrosympatrisch mit Indotestudo elongata in der Trockenzone, aber die ökologischen Beziehungen zwischen den beiden Arten sind kaum verstanden. Die wenigen Daten, die es gibt, lassen vermuten, dass G. platynota in der Wildnis mittlerweile als ökologisch ausgerottet angesehen werden muss. Dies ist das Ergebnis der aus der Historie bekannten lang anhaltenden Nutzung als Nahrung und dem in jüngster Zeit stark forcierten, illegalen Absammeln der Tiere für die internationalen Nahrungsmittel- und Haustiermärkte. Die letzten bekannten wild lebenden Populationen in den Schutzgebieten Shwe Settaw und Minzontaung sowie in Myaleik Taung sind nun so stark dezimiert, dass sie nicht mehr überlebensfähig sind. Zukünftige Erhaltungsmaßnahmen hängen davon ab, ob es gelingt, Methoden zur Nachzucht in menschlicher Obhut vor Ort in Myanmar zu entwickeln und entsprechende Wiederauswilderungsprogramme zu etablieren. Derzeit werden Nachzuchten in verschiedenen Einrichtungen in Myanmar erbrütet, allerdings verhindert die anhaltende Wilderei die Wiederansiedlung der Schildkröten in den Schutzgebieten.

Gelbkopfschildkröte, Indotestudo elongata, – © Abhijit Das
Gelbkopfschildkröte,
Indotestudo elongata,
© Abhijit Das

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die umfassende Arbeit liefert einen guten historischen Literaturüberblick und geht detailliert auf die Taxonomie, Verbreitung und die soweit bekannten ökologischen Aspekte einschließlich der Temperaturansprüche ein und gibt auch zum Schluss Informationen zur möglichst erfolgreichen Haltung in Gefangenschaft. Wer sich noch nicht denken kann, was Kye Leik bedeutet, für den sei angemerkt, dass dies ihr burmesischer Name ist. Was mir an dieser Nachfolgearbeit auffällt (siehe Platt et al. 2003) ist die Feststellung, wie sehr die Bestände in den noch als relativ intakt neu beschriebenen Populationen in Minzontaung und in Myaleik Taung dezimiert und zusammengebrochen sind. In diesem Zusammenhang ist die Beschreibung, dass schon früher einheimische professionelle Sammler Hunde zum Aufspüren der Schildkröten nutzten. Ebenso wird beschrieben, dass man in den um das Jahr 2000 herum neu entdeckten Populationen etwa 239 Menschen-Suchstunden oder 27 Hundesuchstunden benötigte, um eine G. platynota zu finden, während man in 2002/03 schon 975 Menschenstunden und 281 Hundestunden brauchte, um noch eine Schildkröte zu finden. Bemerkenswert ist auch die Inkubationszeit, die mit 197 ± 9,9 Tagen angegeben wird, und in Einzelfällen bis zu 251 Tage in Anspruch nehmen kann. Ja und auch hier wird wieder für eine herbivore Landschildkröte, die begrenzte, aber anscheinend auch wichtige Nutzung tierischen Eiweißes beschrieben, ebenso wie der Verzehr von Vogeleierschalen. Zudem berichten die Autoren vom Verzehr bestimmter leider nicht weiter spezifizierter Laucharten (Allium sp.). Auch hier könnte es sein, dass die Schildkröten deren Inhaltsstoffe als Antihelmintika oder zur Selbstmedikation nutzen. Gerade zu diesem letzten Punkt ist kürzlich eine sehr schöne Arbeit in Science (de Rode et al. 2013) erschienen, wie die verschiedensten herbivoren Tierarten einschließlich Insekten bestimmte Pflanzenarten und deren Inhaltsstoffe zur so genannten „instinktiven“ Selbstbehandlung bei Krankheiten nutzen und dass das nicht nur auf die – wie man früher dachte – kognitiv höher stehenden Primaten (wie Affen) zutrifft. In dieser Arbeit wird unter einer eigenen Rubrik (Animal self-medication against parasites is more widespread than previously thought, with profound implications for host-parasite biology) die Beziehung zwischen Wirt, Parasit und Selbstmedikation beschrieben. Was ich daran so spannend finde ist, dass es aufgrund solcher Erkenntnisse möglich sein sollte, Ernährungskonzepte auf pflanzlicher Basis zu entwickeln, die dazu beitragen, dass es erst zu gar keinem übermäßigen Parasitenbefall in der Exotenhaltung kommt. Allerdings dürfte dies noch etwas dauern, denn bislang habe ich zumindest im Bereich der Tiernahrungsentwicklung noch keine Ansätze für dahingehende Forschung gesehen, und auch die veterinärmedizinische Ernährungsforschung tut sich diesbezüglich nicht hervor. Warum auch? An der üblichen Verordnung der gängigen Medikamente verdient man gut und leicht, und da kann man dann schon mal die Nebenwirkungen, insbesondere bei Exoten in Kauf nehmen. Insofern muss da wohl jeder eher selber etwas probieren um weiterzukommen (siehe dazu auch: Jennemann 2009, Jennemann & Bidmon 2009).

Literatur

de Roode, J.C., T. Lefèvre & M. D. Hunter (2013): Self-Medication in Animals. – Science 340 (6129): 150-151.

Jennemann, G. (2009): Sind regelmäßige Wurmkuren bei Landschildkröten sinnvoll? – Schildkröten im Fokus 6(4): 25-32, 2009 ➚.

Jennemann G. & H-J. Bidmon (2009): Kotanalysen bei Schildkröten. Ein Bildatlas zur koproskopischen Diagnostik. – Bergheim (Dauvi–Verlag) 64 S.

Platt, S. G., W. K. Ko, L. L. Khiang, K. M. Myo, T. Swe, T. Lwin & T. R. Rainwater (2003): Population status and conservation of the critically endangered Burmese star tortoise Geochelone platynota in central Myanmar. – Oryx 37(4): 464-471 oder Abstract-Archiv.

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