Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer

Riedle - 2008 - 01

Riedle, J. D., R. C. Averill-Murray, C. L. Lutz & D. K. Bolen (2008): Habitat use by Desert Tortoises (Gopherus agassizii) on alluvial fans in the Sonoran Desert, south-central Arizona. – Copeia 2008(2): 414-420.

Habitatnutzung der Wüstengopherschildkröte (Gopherus agassizii) auf alluvialen Abhängen der Sonorawüste, im südlichen zentralen Arizona.

DOI: 10.1643/CH-06-010 ➚

Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer
Kalifornische Gopherschildkröte,
Gopherus agassizii,
© H. Bradley Shaffer

Wüstenschildkröten (Gopherus agassizii) der Sonorawüste besiedeln typischerweise felsige Abhänge und Geröllhalden, während sie in den Talsohlen zwischen den Hügeln fehlen. Schildkröten finden sich auch entlang tief eingeschnittener Auswaschungsrinnen, die von den felsigen Geröllhalden entspringen, wobei sie hauptsächlich Caliche-Höhlen (ausgewaschene Höhlen, die sich in harten Kalziumcarbonatablagerungen bilden) als Unterschlupf nutzen. Die Florence Military Reservation (FMR), im süd-zentralen Arizona, ist üblicher Weise durch eine sanfte alluviale Hügellandschaft charakterisiert, die durch tief eingeschnittene Auswaschungsrinnen durchzogen wird. Ein etwa 10,9 ha großer Berg mit vulkanischen Ausläufern und Schultern findet sich am nördlichen Ende der Reservation. Die Lokalitäten der Schildkröten in der FMR konzentrierten sich entlang der tief eingeschnittenen Auswaschungsrinnen, die eine hohe Anzahl von Caliche Höhlen aufwiesen, oder sie lagen nahe dem vulkanischen Berg. Die Aktionsradien der männlichen und weiblichen Schildkröten unterschieden sich nicht signifikant, und beide Geschlechter benutzen die gleichen Unterschlupftypen. Die Schildkröten nutzen die Caliche-Höhlen wesentlich häufiger als andere Arten von Unterschlüpfen, wobei insbesondere jene Schildkröten, die keinen Zugang zu felsigen Hanglagen hatten, auf die Höhlen angewiesen waren. Eine Kompositionsanalyse der drei prinzipiellen Habitattypen, die von den Schildkröten in der FMR besiedelt wurden, zeigte klar, dass die Tiere tief eingeschnittene Auswaschungsrinnen jedem anderen Habitattyp vorziehen. Allerdings fanden wir nie Schildkröten in tief eingeschnittenen Auswaschungsrinnen, die keine oder nur wenige Caliche-Höhlen aufwiesen. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die Verfügbarkeit der Unterschlupfmöglichkeiten einen wesentlichen Einfluss auf die Verteilung der Wüstengopherschildkröten in der FMR haben.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ein schönes Beispiel dafür, wie gewisse Mikrohabitate (Caliche-Höhlen) die Anzahl und Verteilung innerhalb eines aus menschlicher Sicht optimalen Gesamthabitats beeinflussen. Etwas, das auch für die paraguayischen Populationen der Köhlerschildkröten beobachtet wurde (siehe Vinke & Vinke (2003)). Diese Studie deutet auch an, wie wichtig so genannte Mikrohabitate innerhalb eines Gesamtverbreitungsgebiets sind und lässt deutlich werden, wie wichtig die Kenntnisse um diese Mikrohabitate in Bezug auf Wiederansiedlungsmaßnahmen sind, denn Gebiete, in denen die Schildkröten ausstarben, weil diese Mikrohabitate verloren gingen, werden auch kaum mehr durch solche Ansiedlungsmaßnahmen besiedelbarer. Ebenso sollte man die Anzahl der in einer Landschaft verfügbaren Mikrohabite und Nahrungsressourcen kennen, wenn man bei Umsiedlungsmaßnahmen die angestammten Populationen aufstockt, denn wenn durch die Aufstockungsmaßnahmen der Konkurrenzkampf um diese Ressourcen stetig ansteigt, kann das negativere Auswirkungen für alle Tiere haben, als wenn man auf diese Art von Erhaltungsmaßnahme verzichtet hätte. Siehe auch: Bertolero et al. (2007); Averill-Murray & Averill-Murray (2005); Kimberleigh et al. (2007).

Literatur

Averill-Murray, R. C. & A. Averill-Murray (2005): Regional-scale estimation of density and habitat use of the Desert Tortoise (Gopherus agassizii) in Arizona. – Journal of Herpetology 39(1): 65-72 oder Abstract-Archiv.

Bertolero, A., D. Oro, & A. Besnard (2007): Assessing the efficacy of reintroduction programmes by modelling adult survival: the example of Hermann's tortoise. – Animal Conservation 10(3): 360-368 oder Abstract-Archiv.

Kimberleigh J. F., C. R. Tracy, P. A. Medica, R. W. Marlow & P. S. Corn (2007): Return to the wild: Translocation as a tool in conservation of the Desert Tortoise (Gopherus agassizii). – Biological Conservation 136(2): 232-245 oder Abstract-Archiv.

Vinke, T. & S. Vinke (2003): Eine ungewöhnliche Überlebensstrategie der Köhlerschildkröte Geochelone carbonaria im Chaco Boreal Paraguays. – Radiata, Lingenfeld 12(3): 21-31.

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