Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, – © Hans-Jürgen Bidmon

Stokes - 2019 - 01

Stokes, H. J., J. A. Mortimer, G. C. Hays, R. K. F. Unsworth, J. O. Laloë & N. Esteban (2019): Green turtle diet is dominated by seagrass in the Western Indian Ocean except amongst gravid females. – Marine Biology 166(10): 135.

Die Nahrung von Suppenschildkröten im westindischen Ozean besteht mit Ausnahme der trächtigen Weibchen hauptsächlich aus Seegras.

DOI: 10.1007/s00227-019-3584-3 ➚

Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, – © Hans-Jürgen Bidmon
Grüne Meeresschildkröte,
Chelonia mydas,
© Hans-Jürgen Bidmon

Suppenschildkröten (Chelonia mydas) gehören zu den herbivoren Schlüsselarten in den tropischen und subtropischen küstennahen Habitaten und spielen eine Hauptrolle bei der Strukturierung der Seegraswiesen. Wir liefern hier die ersten detaillierten Erhebungen zur Ernährung der Suppenschildkröten im westlichen indischen Ozean unter Anwendung von Darmspülungen bei gefangenen Tieren auf drei unterschiedlichen Atollen der Republik der Seychellen die etwa 400-825 km voneinander entfernt liegen: Cosmoledo (Adulti, n = 12), Farquhar (Adulti, n = 33; subadult, n = 1) die zwischen 1982-1983 gesammelt worden waren und Desroches (Subadulte, n = 8) von 2016-2018. Wir berichten über die ersten Nahrungsvergleiche zwischen tragenden Weibchen (n = 17), Männchen (n = 26) und nicht-reproduktiven Weibchen (n = 2) an Lokalitäten wo es sowohl vor Ort Nahrungsgründe (Seegras) wie auch Niststrände gibt. Seegras (hauptsächlich Thalassodendron ciliatum) war die vorherrschende Nahrung die etwa 95 % des Darminhalts bei den Männchen und den sich noch nicht reproduzierenden Weibchen ausmachte. Bei den Weibchen die Eier trugen machte der Seegrasanteil nur 58 % aus wobei auch 14 % Substratanteil und 13 % Makroalgen gefressen worden waren. Satellitenverfolgung der Weibchen nach der Eiablage am Chagos Archipel in 2016 führte dazu, dass deren Nahrungsgründe im Farquhar Atoll lagen und diese Lokalität stimmte überein mit der Lokalität an der 26 der 33 adulten Schildkröten in 1983 gefangen worden waren. Eine In situ–Erhebung dieser Lokalität im Jahr 2018 zeigte, dass dort eine nahezu vollständige Monokultur an T. ciliatum wuchs. Das dominante Vorhandensein von Seegras in der Nahrung der Suppenschildkröten und der enge Zusammenhang zwischen Nahrungs- und Nisthabitaten in der gesamten Region verdeutlicht, dass die Erhaltung und Überwachung der Seegrashabitate im westlichen indischen Ozean wichtig ist insbesondere im Hinblick auf die Veränderungen bei den Populationsdichten der Suppenschildkröten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun schließt diese Studie wieder einmal nicht aus, dass auch tierische Nahrung wie Quallen gefressen werden, weil man im angedauten Darminhalt solche gelatinösen Bestandteile eben nur noch schwer, wenn überhaupt nachweisen kann. Allerdings lässt der abweichende Befund zumindest für tragende Weibchen den Schluss zu, dass sie mehr als nur die Nahrungsbestandteile aus dem Seegras für die Eireifung und Beschalung benötigen. Zumindest die 14 % Substrat also Bodengrund mit Kalkskelettbestandteilen von Korallen lassen auf einen wesentlich erhöhten Mineralbedarf schließen. Ob dabei dann auch lebende Korallen also jene mit tierischen Bestandteilen abgebissen werden von denen nur noch der Kalkskelettanteile zu identifizieren waren bleibt zu klären. Es wäre aber durchaus denkbar, dass tragende Weibchen auch einen erhöhten tierischen Proteinanteil zur Dotterbildung benötigen. Zumal auch für Suppenschildkröten das Fressen von Quallen beschrieben ist (Arthur et al, 2007; Esteban et al., 2020).

Literatur

Arthur, K. E., J. M. O'Neil, C. J. Limpus, K. Abernathy & G. Marshall (2007): Using animal-borne imaging to assess green turtle (Chelonia mydas) foraging ecology in Moreton Bay, Australia. – Marine Technology Society Journal 41(4): 9-13 oder Abstract-Archiv.

Esteban, N., J. A. Mortimer, H. J. Stokes, J.-O. Laloë, R. K. F. Unsworth & G. C. Hays (2020): A global review of green turtle diet: sea surface temperature as a potential driver of omnivory levels. – Marine Biology 167: 183 oder Abstract-Archiv.

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