Breitrandschildkröte, Testudo marginata, frisst Klee-Blüte – © Hans-Jürgen Bidmon

Valente Schifino - 2012 - 01

Valente Schifino, A. L., A. Martinez-Silvestre, L. Garcia-Guasch, A. Riera-Tort, I. Marco, S. Lavin & R. Cuenca (2012): Evaluation of pulmonary function in European land tortoises using whole-body plethysmography. – The Veterinary record 171: 154.

Lungenfunktionsprüfung bei Europäischen Landschildkröten mit der Ganzkörperplethysmographie.

DOI: 10.1136/vr.100799 ➚

Breitrandschildkröte, Testudo marginata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Breitrandschildkröte,
Testudo marginata,
© Hans-Jürgen Bidmon

Das Ziel dieser Studie war zu untersuchen, ob sich die Ganzkörperplethysmographie als nicht-invasive Methode zur Bestimmung der Atemfunktionsparameter und des Atemprofils bei zwei Arten der Europäischen Landschildkröten aus der Gattung Testudo einsetzen lässt. Die Lungenfunktion und die dazugehörigen volumetrischen Parameter wurden bei 10 adulten Testudo hermanni und bei sieben Testudo marginata mittels der Ganzkörperplethysmographie bestimmt. Es wurde ein reguläres Atemprofilmuster beobachtet: Ein Inspirationsflusspeak (Einatmungsspitze), ein Expirationspeak, eine Apnoephase (Atemstillstand) und ein zweiter Expirationspeak, der dem nächsten Atemzyklus vorgelagert war. Zwischen der Inspirationszeit und dem Gewicht und der Länge der Landschildkröten bestand eine signifikant positive Beziehung. Größere Schildkröten zeigten eine längere Inhalationszeit. Die Spitze des Einatmungsflusses korrelierte mit dem Geschlecht und war bei Weibchen länger. Bei T. marginata dauerte die Einatmungsphase länger als bei T. hermanni. Für T. hermanni ergaben sich beim Atemvolumen, bei der Spitze des Einatmungsfluss und des Ausatmungsfluss zwischen den Geschlechtern Unterschiede von 50 % mit verlängerter Atempause, die sich durch die geringere Körpergröße der Männchen erklären. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass sich durch die Nutzung neuer Technologien aus dem Bereich der Veterinärmedizin oder gar aus der Humanmedizin zusätzliche Informationen erzielen lassen, wenn diese für die Untersuchung und zur Rehabilitation von Schildkröten angepasst werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Plethysmographie beschreibt Verfahren zur Messung von Druckunterschieden, hier speziell des Luft- oder Atemdrucks. Die erhaltenen Messdaten waren zu erwarten und zeigen, dass Schildkröten eben zwischen Brust- und Bauchraum kein Zwerchfell als Atemmuskel und trennende Barriere besitzen. Ebenso zeigt sich, da bei Schildkröten die Lungenflügel unter dem gesamten Carapax verlaufen, dass deren Füllung daher auch mit der Länge der Tiere korreliert. Allerdings sollte man hier aus veterinärmedizinischer Sicht auch einmal daran denken, dass man solche Instrumente auch mit Luftanalysegeräten koppeln kann. Letzteres würde zum Beispiel eine Analyse ermöglichen, wie viel Feuchtigkeit, bei welcher Temperatur pro Atemzug bewegt wird und je nach Umweltbedingungen verloren gehen kann, um zu untersuchen, wie Landschildkröten während der Trockenzeit ihren Wasserhaushalt in Bezug zur Atmung regulieren.

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