Europäische Sumpfschildkröte, Emys orbicularis, – © Hans-Jürgen Bidmon

Valenzuela - 2016 - 01

Valenzuela, A., M. A. Cau & J. A. Alcover (2016): Archaeological evidence for the introduction of Emys orbicularis (Testudines: Emydidae) in the Balearic Islands, Western Mediterranean. – Amphibia and Reptilia 37(2): 229-236.

Archäologische Nachweise für das Einbringen von Emys orbicularis (Testudines; Emydidae) auf den Balearischen Inseln, westlicher Mediterranraum.

DOI: 10.1163/15685381-00003049 ➚

 Emys orbicularis, Europäische Sumpfschildkröte – © Hans-Jürgen-Bidmon
Europäische Sumpfschildkröte,
Emys orbicularis,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Zwischen den verschiedensten anthropogenen Einflüssen, die die heutige Verbreitung der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) beeinflusst, jedoch sind die Zeiträume, in denen es zu den vom Menschen verursachten Umsiedlungen von Schildkröten kam, überwiegend unbekannt. Hier präsentieren wir Ergebnisse für eine archäologisch aufgefundene und untersuchte Emys orbicularis, die in der römischen Ansiedlung von Pollentia (Mallorca, Balearische Inseln) gefunden wurde und deren Alter mit der Radiocarbondatierungsmethode bestimmt worden war. Diese Schildkröten-Fundstücke stimmen altersmäßig mit der frühen römischen Periode überein und liefern einen ersten zuverlässigen Beweis für eine lange zurückliegende Einbürgerung dieser Schildkrötenspezies für die westlichen mediterranen Inseln.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hier einmal ein guter Beleg dafür, dass frühere Generationen auch Tiere – und unter anderem auch Schildkröten – verfrachtet haben. Sicher, für die Europäische Sumpfschildkröte wussten wir das schon lange aus jüngerer Vergangenheit, da sie als Fastenspeise in vielen Klosterteichen gehalten wurde. Dort, wo die natürlichen Populationen zu niedrig waren um den Bedarf zu decken, wurden auch Schildkröten aus den südlicheren reproduktiveren Teilen ihres Lebensraums verfrachtet. Wie gehen wir also mit solchen Feststellungen nachträglich um? Müssen wir sie dort, wo sie vor hunderten oder tausenden von Jahren eingeführt wurden, jetzt wieder eliminieren, weil wir jetzt wissen, dass sie dort natürlicherweise nicht hingehörten? Geschah damals nicht das gleiche wie wir es heute für die so genannten „invasiven Spezies“ auf Teufel komm raus verhindern und rückgängig machen wollen? Siehe dazu Kommentare zu Edwards et al. (2010), Marchetti & Engstrom (2015), Velo-Antón et al. (2015).

Literatur

Edwards, T., C. J. Jarchowa, C. A. Jones, & K. E. Bonine (2010): Tracing Genetic Lineages of Captive Desert Tortoises in Arizona. – Journal of Wildlife Management 74(4): 801-807 oder Abstract-Archiv.

Marchetti, M. P. & T. Engstrom (2015): The conservation paradox of endangered and invasive species. – Conservation Biology 30(2): 434-437 oder Abstract-Archiv.

Velo-Antón, G.; P. Pereira, S. Fahd, J. Teixeira & U. Fritz (2015): Out of Africa: did Emys orbicularis occidentalis cross the Strait of Gibraltar twice? – Amphibia-Reptilia 36(2): 133-140 oder Abstract-Archiv.

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