Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon

West - 2018 - 01

West, J. M. & M. Klukowski (2018): Seasonal changes in baseline corticosterone, association with innate immunity, and effects of confinement in free-ranging Eastern Box Turtles, Terrapene carolina carolina. – General and Comparative Endocrinology 262: 71-80.

Saisonale Wechsel im Basiscorticosteronspiegel, die Assozziation mit der angeborenen Immunität und die Auswirkungen des Eingesperrtseins bei wildlebenden östlichen Dosenschildkröten, Terrapene carolina carolina.

DOI: 10.1016/j.ygcen.2018.03.016 ➚

Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Carolina-Dosenschildkröte,
Terrapene carolina,
© Hans-Jürgen Bidmon

Saisonale Schwankungen bei den Glucocorticoidspiegeln und deren Beeinflussung des Immunsystems sind weitverbreitet unter den Wirbeltieren, aber ob dies auch für die niederen Taxa wie den Schildkröten zutrifft bleibt unklar. Der Grund für diese Untersuchung war es zu testen ob saisonale Verschiebungen bei den Basiscorticosteronspiegeln (CORT) auftreten und wie diese in Beziehung stehen mit der angeborenen Immunität, der Körperkondition sowie mit den metabolischen Faktoren (Triglyceride, Harnsäure) bei wildlebenden östlichen Dosenschildkröten (Terrapene carolina carolina), einer Spezies die sich im gesamten Verbreitungsgebiet im Rückgang befindet. Zusätzlich bestimmten wir Auswirkungen der Handhabung und des Festhaltens auf die CORT-Spiegel. In beiden Jahren dieser saisonalen Studie waren Basisblutspiegel für CORT im Herbst signifikant erhöht gegenüber den Werten im Frühjahr und wir stellten fest, dass sich die CORT-Spiegel für den Sommer zwischen den beiden Jahren unterschieden. Die jährlich unterschiedlichen CORT-Spiegel könnten mit Unterschieden in der Witterung in Verbindung stehen oder sie hatten mit dem opportunistischen Paarungsverhalten zu tun. Die CORT-Spiegel von Schildkröten die für eine Stunde eingesperrt wurden waren höher als die von den Schildkröten bei denen die Blutprobe so schnell wie möglich nach dem Auffinden genommen worden war und unabhängig von den saisonalen Bedingungen hatten Weibchen immer höhere Basisblutspiegel und der CORT-Anstieg durch Stress fiel bei ihnen auch höher aus als bei den Männchen. Die Basisblutspiegel korrelierten positiv mit dem Hämolysetiter, was nahelegt, dass CORT eine das Immunsystem-stimulierende Wirkung hat. Die Menge der Triglyceride war positiv korreliert mit der Körperkondition und sie waren auch bei den Weibchen höher als bei den Männchen. Die höheren Triglyceridspiegel der Weibchen gehen sehr wahrscheinlich einher mit dem größeren Energiebedarf während der Eireifung und der Nistaktivität. Männchen hatten im Herbst eine niedrigere Körperkondition als im Frühjahr und im Sommer, während ein Unterschied bezüglich der jahreszeitlichen Körperkondition bei den Weibchen nicht zu beobachten war. Die Harnsäurewerte und die Werte für die angeborene Immunabwehr zeigten keine signifikanten jahreszeitlichen Schwankungen. Insgesamt zeigen die Befunde eine deutliche jahreszeitliche und geschlechtsabhängige Variation bezüglich der Physiologie dieser Schildkröten was in Übereinstimmung zu den Berichten für andere Wirbeltiere ist. Letzteres deutet an, dass solche saisonalen Unterschiede beim Design von zukünftigen Studien zu berücksichtigen sind.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun der letzte Satz dieses Abstracts verwundert mich schon etwas, denn wer solche Untersuchungen selbst ohne Vorergebnisse plant sollte eigentlich immer von vornherein mit circadianen wie auch mit circannuellen Unterschieden rechnen. Denn gerade für CORT-Spiegel ist auch bekannt, dass sie circadian schwanken, das heißt sie sind normalerweise kurz vor dem Hellwerden und am frühen Morgen etwas erhöht gegenüber dem restlichen Tagesverlauf und das ist etwas was für viele Spezies mittlerweile bekannt ist. Da fragt man sich dann schon warum so etwas nicht bei der Planung solcher Studien mitberücksichtigt wurde. Allerdings zeigen diese Daten auch, dass diese Schwankungen als normal anzusehen sind und noch nicht für eine pathologische Stressreaktion sprechen Mit Ausnahme des Anstiegs beim Eingesperrt sein. Siehe dazu auch: Currylow et al., 2017.

Literatur

Currylow, A. F. T., E. E. Louis & D. E. Crocker (2017): Stress response to handling is short lived but may reflect personalities in a wild, Critically Endangered tortoise species. – Conservation Physiology 5(1): cox008 oder Abstract-Archiv.

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