Georgia-Gopherschildkröte, Gopherus polyphemus, – © Brian Folt

White - 2018 - 01

White, K. N., B. B. Rothermel, K. R. Zamudio & T. D. Tuberville (2018): Male Body Size Predicts Reproductive Success But Not Within-Clutch Paternity Patterns in Gopher Tortoises (Gopherus polyphemus). – Journal of Heredity 109(7): 791-801.

Die Körpergröße der Männchen bestimmt deren Reproduktionserfolg aber nicht deren Befruchtungserfolg innerhalb eines Geleges bei Gopherschildkröten (Gopherus polyphemus).

DOI: 10.1093/jhered/esy036 ➚

Georgia-Gopherschildkröte, Gopherus polyphemus, – © Tracey D. Tuberville
Georgia-Gopherschildkröte,
Gopherus polyphemus,
© Tracey D. Tuberville

Bei vielen Wirbeltieren ist die Körpergröße ein wichtiger Faktor für die Unterschiede beim männlichen Reproduktionserfolg. Größere, fittere Individuen haben eine größere Chance bei der Paarung zu dominieren, was zum einen den Befruchtungserfolg einseitig beeinflusst und zur Verringerung der effektiven Populationsgröße beiträgt und die genetische Diversität verringert. Das Paarungssystem bei der Gopherschildkröte (Gopherus polyphemus) wurde als zum einen durch ein defensives Verhalten der Weibchen und zum anderen als gemischte Kompetitorpolygenie (Verpaarung mit mehreren Männchen, stärkster zuerst) charakterisiert. Verpaarungssysteme sind typischerweise nicht komplett festgelegt und durch Umweltfaktoren wie Populationsdichte, demographische Struktur und sonstige Umweltbedingungen beeinflusst. Allerdings haben die meisten Arten eine bevorzugte Verpaarungsstrategie die das Ergebnis der lokal vorherrschenden Umweltbedingungen ist. Wir untersuchten hier wie die Körpergröße der Männchen deren Vaterschaftserfolg und Reproduktionserfolg bei einer natürlich frei lebenden Gopherschildkrötenpopulation in Florida, (Vereinigte Staaten) beeinflusst. Anhand von Mikrosatelliten bestimmten wir die Elternschaft bei 220 Schlüpflingen aus 31 Nestern die während zweier Reproduktionssaisons gesammelt wurden. Größere Männchen hatten einen signifikant höheren Vaterschaftserfolg und befruchteten insgesamt mehr Eier als kleinere Männchen, allerdings die Wahrscheinlichkeit innerhalb eines bestimmten Geleges mehr Eier befruchtet zu haben erwies sich als unabhängig von der männlichen Körpergröße. Wir fanden auch Beweise für Paarungstreue über die beiden Jahre hinweg. Obwohl das Muster der Vaterschaften in dieser sehr dichten Population eher einer Strategie folgte bei der sich die Weibchen defensiv verhielten war es nicht so, dass sie sich nur mit dem dominantesten bzw. größten Männchen verpaarten, denn sowohl große wie auch kleinere Männchen hatten mehrere Gelege gemeinsam befruchtet. Zusätzlich würden hier noch weitere Verhaltensbeobachtungen zur Rolle der Weibchen benötigt, um deren Beitrag zur Auswahl der Väter zu analysieren. Diese Kontextabhängigkeit der Paarungssysteme unterstreicht die Notwendigkeit solche Vaterschaftsmuster zwischen verschiedenen Populationen zu vergleichen um festzustellen wie groß das Potential für mehr als nur eine Verpaarungsstrategie sein kann und ob mehrere Strategien auch innerhalb einer Population realisiert werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ob dazu wirklich immer der Vergleich zwischen mehreren Populationen notwendig ist wage ich zu bezweifeln, denn die Weibchen haben durchaus mehrere Möglichkeiten. Zum einen können große Weibchen den Kopulationspartner wählen, da sie kleinere Männchen aktiv ausschließen können (Moon et al., 2006). Kleinere Weibchen können das meist nicht und werden meist von mehr Männchen begattet. Allerdings, da sie das Sperma speichern können auch sozusagen weibchenspezifische, reproduktionsphysiologische Auswahlkriterien dafür sorgen welches der gespeicherten Spermien einen besseren Befruchtungserfolg hat. Wobei diese Weibchen basierten reproduktionsphysiologischen Auswahlkriterien dann unabhängig von der Größe der Männchen erfolgen könnten. Wenn zum Beispiel sehr groß gleich zu setzen wäre mit sehr alt, dann könnte es theoretisch auch so sein, dass sie vielleicht jüngeren, vitaleren Sperma den Vorzug geben. Zumindest bei Säugetieren einschließlich des Menschen kann das Alter der Väter für die Nachkommen nicht immer Vorteilhaft sein, da z. B. festgestellt wurde, dass die Nachkommen älterer Väter häufig ängstlicher reagieren als jene von jungen Vätern. Für Menschen in seiner zivilen Welt mag das ja das Risiko sich mit dem Auto oder Motorrad totzufahren verringern, aber ob das auch für Tiere in freier Wildbahn Vorteile mit sich brächte wage ich zu bezweifeln. Auf alle Fälle haben diese Verpaarungsstrategien für Weibchen mit kleinen Aktionsradien innerhalb begrenzter Lebensräume Vorteile, weil sie den Genfluss möglichst hochhalten, denn bei mehreren Vätern sind die Nachkommen die in der gleich Lokalität aufwachsen bestenfalls Halbgeschwister. Auf diese Weise wird zumindest die Chance zur kompletten Inzucht so gering wie möglich gehalten.

Literatur

Moon, J. C., E. D. McCoy, H. R. Mushinsky & S. A. Karl (2006): Multiple paternity and breeding system in the gopher tortoise, Gopherus polyphemus. – Journal of Heredity 97(2): 150-157 oder Abstract-Archiv.

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